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FRANZ SCHUBERT (1797-1828)

Franz Schubert (1797-1828) ist einer der wenigen tatsächlich in Wien geborenen Komponisten der Beethovenzeit. Schubert war 27 Jahre jünger als Beethoven, überlebte sein großes Idol aber nur um 1 1/2 Jahre. Nachdem er im April 1827 noch als Fackelträger bei Beethovens Begräbnis neben dem Sarg gegangen war, wurde er selbst im November 1828 auf dem Währinger Friedhof - auf eigenen Wunsch neben Beethoven - begraben.

Beethoven ein Leben lang vor Augen rang Schubert auf beeindruckende Weise um seinen eigenen musikalischen Weg. 1822 verbeugte er sich vor seinem großen Vorbild mit seinem op. 10, den

"Variationen über ein französisches Lied für das Piano-Forte auf vier Hände verfasst,
und dem Hrn. Ludwig van Beethoven Zugeeignet von seinem Verehrer und Bewunderer Franz Schubert".

Für die notwendige Übergabe der Noten an Beethoven - die Widmung musste ja vom Widmungsträger persönlich akzeptiert werden - gibt es unterschiedliche Berichte: die fragwürdige schwülstig-romantische Erzählung des Anton Schindlers, der ja in vielerlei Hinsicht nicht als verlässliche Quelle gelten kann, mit einem fassungslos schüchternen Schubert, der zu gehemmt ist, um Beethovens Fragen im Konversationsheft schriftlich zu beantworten - und die Erklärung von Schuberts Freund Josef Hüttenbrenner,

"daß er allerdings sich zu Beethoven begeben, diesen aber nicht zu Hause getroffen und sofort die Variationen der Magd oder dem Diener übergeben habe, demnach Beethoven damals weder gesehen und noch weniger gesprochen habe. Hüttenbrenner bemerkt weiter, Schubert habe später mit Freude vernommen, daß Beethoven an den Variationen Gefallen finde und sie oft und gerne mit seinem Neffen Carl durchspiele." (Kreissle).

In diesem Katalog ist zwar immer von der "Beethovenzeit" die Rede, für das letzte Jahrzehnt könnte für Wien aber auch von der "Schubertzeit" gesprochen werden: trotz der fehlenden persönlichen Begegnungen gab es genug Überschneidungen in der Musikszene Wiens, seien es die Auswirkungen von Weber oder Rossini auf das Wiener Musiktheaterleben, die sozialen Beziehungen, wie sie in der "Ludlamshöhle" exemplarisch zu sehen sind, das Leiden am Metternich'schen Polizeistaat, und nicht zuletzt die Mitarbeit an Diabellis Projekt "Vaterländischer Künstlerverein", für das Schubert - im Gegensatz zu Beethovens 33 Diabelli-Variationen op. 120 - sich wie die übrigen eingeladenen Komponisten mit einem Walzer begnügte.

Hier aus der Zeit der "Beethoven-Widmung" ein Erstdruck von Schuberts op. 12:

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