Ausführliches Geburtstagsschreiben des 80-jährigen Klindworth an den gleichaltrigen Kollegen Adolph Schloesser in England, mit Reminiszenzen an die gemeinsamen frühere Zeit: "Sehr verehrter, lieber Kollege, haben Sie herzlichsten Dank für Ihre guten Wünsche und seien Sie versichert, daß Sie mir durch Ihre gütige Teilnahme und das liebenswürdige Gedenken meines Wirkens und unseres Verkehrs in jugendlich frischen Tagen eine große Freude gemacht haben ... Eden [die Gemeinnützige Obstbau-Siedlung bei Oranienburg], haben wir schon vor einigen Jahren verlassen, leider auch die schöne Obstplantage, deren Erhalt bei meinen abnehmenden Kräften zu viel wurde..." - Karl Klindworth (1830-1916), Komponist, Klaviervirtuose und Bearbeiter der Werke von Richard Wagner. 1852 Schüler von Franz Liszt, dessen engstem Schüler- und Freundeskreis er in Weimar gehörte. Ab 1854 als Pianist und Klavierlehrer in London, ab 1868 als Klavierprofessor am Moskauer Konservatorium, ab 1882 in Berlin, wo Klindworth von 1884 bis 1886 im Wechsel mit Joseph Joachim und Franz Wüllner die Berliner Philharmoniker sowie die Konzerte des örtlichen Wagner-Vereins dirigierte. 1883 gründete Klindworth seine Klavierschule, die ab 1892 mit dem Scharwenka-Institut zum Klindworth-Scharwenka-Konservatorium vereinigt wurde. 1907 adoptierte das Ehepaar Klindworth die zehnjährige englische Waise Winifred Williams (eine Verwandte von Klindworths Ehefrau, Henriette Karrop), die 1915 Siegfried Wagner heiratete und nach dessen Tod 1930 Leiterin der Bayreuther Festspiele wurde. - Der Adressat ist der gleichaltrige Adolph Schloesser (1830-1913), Komponist, Pianist und Klavierpädagoge aus Darmstadt, ab 1854 in London als Professor an der Royal Academy of Music.