* Aus der Autographensammlung Joseph Dessauer, versteigert 1933 in der Schweiz (Auktionskatalog Dessauer Autographen 1933, No. 248; FMB Sämtliche Briefe 4000. - Ausführliche Antwort an den Wiener Komponisten Joseph Dessauer, der sich an Felix Mendelssohn Bartholdy gewandt hatte, um der Witwe des kurz zuvor verstorbenen Komponisten und Oboisten Joseph Sellner (1787-1843) durch den Verkauf von Manuskripten ihres Mannes zu helfen. Mendelssohn, der sich, allerdings ohne Erfolg, persönlich bei Leipziger Verlagen dafür eingesetzt hatte, rät, statt der Solostücke für Oboe vielleicht Etüden für das Instrument anzubieten: "Ihrem Wunsche hinsichtlich der Sellnerschen Compositionen bin ich sogleich nachgekommen und habe den Herrn Breitkopf & Härtel und Hofmeister Ihre freundliche Empfehlung derselben so wie meine dringende Bitte mitgetheilt; leider aber ohne günstigen Erfolg. Ich fürchtete gleich, daß sich die Herrn schwer entschließen würden für Solostücke für Hoboe viel Honorar zu zahlen, doch hoffte ich daß unsre vereinten Wünsche sie wenigstens zum Verlage eines oder des andern Stückes vermögen würden. Auch das ist nicht der Fall gewesen, wie Sie aus den Anlagen ersehen, die ich Ihnen gar nicht schicken würde (weil ich mir denke, daß Sie dergleichen nicht weniger verdrießt als mich) wenn nicht in den Briefen von Breitkopf & Härtel die Stelle hinsichtlich der Etudes wäre, die vielleicht der Familie des verstorbenen Künstlers einen Fingerzeig giebt. Ich würde mich noch außer den beiden Verlegern an Hrn, J,. Kistner gewendet haben, er ist aber abwesend, und wie ich höre in Wien; vielleicht haben Sie dort Gelegenheit, ihn zu sprechen und ihn zu einer günstigeren Entschließung zu bestimmen, als ich hier zu meinem herzlichen Bedauern erlangt habe." Abschließend einige persönliche Bemerkungen zum Tod seiner Mutter, der Mendelssohn tief getroffen hatte. - Schönes langes Autograph über die kollegiale Hilfsbereitschaft des vielbeschäftigten Mendelssohn kurz nach der Gründung des Leipziger Konservatoriums, bisher nur bruchstückhaft durch den Auktionskatalog von 1933 bekannt.