Strauss, Richard (1864-1949)
Salome. Drama in einem Aufzuge nach Oscar Wilde’s gleichnamiger Dichtung in deutscher Übersetzung von Hedwig Lachmann. Musik von Richard Strauss. Op.54. Orchester-Partitur.
Berlin, Adolph Fürstner ("A. 5500. 5503. F."), 1905
37x28 cm, 352 Seiten, Titel gestempelt und mit Aufkleber, Titel verso mit Urheberrechts- und Leihvermerk des Verlegers (teilweise handschriftlich, gestempelt), Personenverzeichnis und Orchesterbesetzung auf unpaginierter Seite [3] mit (verblassten) Besetzungshinweisen, Notentext S. 4-352. Private Nachbindung in schwarzem Leinen durch den letzten Besitzer Maurits Sillem mit goldgeprägtem Titel auf Rücken und dem Vorderdeckel, fliegendes Vorsatz mit handschriftlichem Eigentumsvermerk "Sillem". Der Einband gewölbt, alle Seiten fleckig, vielfach ausgebessert. Die Partitur ist überfüllt mit Dirigier- und Interpretationsanmerkungen von verschiedenen Händen in deutscher und englischer Sprache, in schwarzem, rotem, grünem und blauem Stift. Das Blatt 336/337 unten mit kleinerem Ausriss mit Notenverlust, die Fehlstelle hinterlegt.
Nummerierte Erstausgabe der Dirigierpartitur. - Nach der sensationellen Uraufführung der Salome am 09.12.1905 in Dresden folgten allein bis Ende 1907 fast 40 deutsche und internationale Produktionen. Hier - von größter Seltenheit, aus dem Nachlass von Maurits Sillem (1929-2002), Kapellmeister an Covent Garden, London - die Dirigierpartitur mit der Verlagsregisternummer "44", vom Verleger Fürstner auf der Rückseite des Titelblattes nummeriert, datiert ("Berlin den 3. Juli 1907") und mit handschriftlichem Vermerk "leihweise zur Benutzung bei Aufführungen der 'Salome' im Stadttheater in Erfurt" bestimmt. In Erfurt wurde die Oper von November 1907 bis März 1908 insgesamt neunmal (in reduzierter Besetzung) gespielt, Dirigent war Wilhelm Grümmer, die Salome sang Auguste Berny. Der Theaterzettel dieser Produktion vermerkt: "Das Orchester ist auf 57 Musiker verstärkt" (während die Partitur über 100 Musiker verlangt). Von Erfurt aus ging die Partitur offensichtlich auf Reisen und gelangte schließlich nach London - das Titelblatt mit rotem französischem (maschinschriftlichem) Aufkleber, die erste Partiturseite mit Stempel der "Agentes Barry Buenos Aires", weitere Stempel von "Boosey & Hawkes Hire Library London". - Die über Jahrzehnte angesammelten dirigiertechnischen geben Hinweise auf unterschiedliche Interpretationsvorstellungen: So finden sich bereits zu Beginn im ersten Takt 2 verschiedene handschriftliche Metronomangaben: "Viertel = 126" und "Viertel = 104". Seite 222 mit dem Hinweis unten "Solti MM" (im Notentext dazu "Viertel = 144"). - Ein außergewöhnliches Dokument jahrzehntelanger Studier- und Aufführungspraxis einer der wichtigsten (und erfolgreichsten) Opern des Beginns der Moderne.