1. deutsch

Mendelssohn, Robert von (1857-1917) - Schneider, Otto (1851-1890)

Briefserie zur Unterstützung des schwerkranken Vorstandes des Berliner Philharmonischen Orchesters Otto Schneider und Konzertvorbereitungen von Bülow und Rudorff: 5 eigenhändige Briefe an Ernst Rudorff, Berlin 06.01.1890 - 15.01.1890, von Robert von Mendelssohn (1), Otto Schneider (3), Johanna Schneider (1).

Berlin, 1890

EUR 1.400,00

5 Briefe, zusammen 14 Seiten.

Otto Schneider (1851-1890), Hornist und Vorstand des 1882 gegründeten "Berliner Philharmonisches Orchester" (heute: "Berliner Philharmoniker") wendet sich am 06.01.1890 verzweifelt an den Berliner Komponisten und Hochschulprofessor Ernst Rudorff (1840-1916), da er, schwer lungenkrank, auf Kur nach Falkenstein gehen soll, die er sich nicht leisten kann. Rudorff, 1882 Dirigent des ersten Konzerts des Orchesters, und als Leiter des Stern'schen Gesangvereins Dirigent der gemeinsamen Konzerte, wendet sich an seinen Freund, den Chef des Bankhauses Mendelssohn, Robert von Mendelssohn, der sofort zur Hilfe bereit ist, aber anonym bleiben möchte: "...inliegend sende ich dir M 1.000,- welche ich dich bitte für deinen Protégé, wie du’s am besten hältst, zu verwenden ..." Rudorff übergibt in seinem Auftrag 1000 Mark an Schneider, der sich überschwänglich bei Rudorff und dem ihm unbekannt gebliebenen Spender bedankt. Auch Schneiders Frau schreibt einen Dankesbrief. Schneider selbst verbindet seine beiden Dankesbriefe mit der Probenorganisation des Orchesters: Bülow und Rudorff sollen die nächsten Konzerte dirigieren, Bülow am 31.01.1890 das Philharmonische Konzert mit der Berliner Erstaufführung von Richard Strauss' "Don Juan" und Rudorff 3 Tage später (gemeinsam mit dem Stern'schen Gesangverein) "Die Glocke" von Max Bruch. Da Bülow "für das ungemein schwierige Stück" von Strauss Extra-Probenzeit benötigt, gelingt Schneider eine für beide Dirigenten vorteilhafte Verschiebung der Probentermine: "Lieber Herr Professor! Es ist nun doch möglich geworden, Ihre erste Probe etwas günstiger zu legen u. zwar auf Donnerstag d. 30. d. Vormittag 10 Uhr. Herr von Bülow hatte den Wunsch, eine Probe mehr zu machen, u. benützte ich die Gelegenheit, um zu verlangen, daß die Generalprobe zu seinem Conzert am 30. Nachm: gemacht wird und auf diese Weise ist der Vormittag für Sie frei geworden. Es wäre, da Bülow ein sehr verzwicktes Programm macht, für Sie fast nutzlos gewesen, wenn Sie Ihre Orchesterproben vor sämmtlichen Bülow-Proben gemacht hätten. Er macht ein ungemein schweres Stück von dem jungen Strauss in Weimar, und damit hätte er alle Ihre Mühe, welche Sie auf die Glocke verwandt haben, zu nichte gemacht. Erlauben Sie Herr Professor, daß ich Ihnen noch einmal meinen allerherzlichsten Dank für Ihre menschlich schöne That sage ... Wenn meine Verhältnisse weniger gut sind, wie zur Zeit meiner Verheirathung, so ist freilich in erster Reihe mein öfteres langes Kranksein daran schuld; viel ist eben auch durch die Gründung des Ph: Orch: an meinem Hals gezahlt worden und kann ich da ohne in niedriges Selbstlob zu verfallen sagen, daß ich über, ja weit über mein Vermögen gethan habe. Wenn ich Ihnen den Klagebrief schrieb, so war es mit das Gefühl des Verlassenseins, was mich dazu trieb. ... In Falkenstein werde ich bis Mitte Juni bleiben, um dann, wenn es Dr. Dettweiler erlaubt, nach Scheveningen zu reisen." - Außergewöhnliche Briefserie aus der Frühzeit der Berliner Philharmoniker mit detaillierten Einblicken in die Konzertorganisation und das Mäzenatentum. Inklusive kompletter Transkription.

Bestellnummer : 18330