Leoncavallo, Ruggero (1857-1919)
Eigenhändiger Brief (französisch) mit Unterschrift, 27.12.1894, an einen nicht genannten Freund mit Neujahrswünschen und über seine Opern "Medici" und "Der Roland von Berlin".
[Milano], 27.12.1894
18x11 cm, 4 Seiten auf einem Doppelblatt, gefaltet, gering fleckig, letzte Seite mit Archivvermerk von anderer Hand.
"Cher ami. Deux mots pour vous souhaites bien de choses bien heureuses pour la nouvelle année qui commence. J’espère que la petite guerre contre l’etranger cessera bientot et les pauvres Medici pourrons en Allemagne faire le chemin qu’il meritent! Le 2 Janvier je vais à Prague pour les Medicis et je passerai pour Vienne pour presser la representation l’a bas. Pour le printemps prochaine le plan du Roland sera fait et soumis à l'Empereur. Bien de choses aimables à toute votre charmante famille ... Votre ami sincere ... R. Leoncavallo." - "Lieber Freund, zwei Worte, um Ihnen alles Gute zum kommenden Neuen Jahr zu wünschen. Ich hoffe, das der kleine Krieg gegen Ausländer bald endet und die armen "Medici" den Weg in Deutschland gehen können, den sie verdienen. Am 2. Januar gehe ich für die "Medici" nach Prag und ich werde in Wien vorbeischauen, um für die Aufführung da Druck zu machen. Für das nächste Frühjahr wird der Plan zum "Roland" fertig und dem Kaiser vorgelegt sein. Alles Liebe Ihrer charmanten Familie, Ihr ernsthafter Freund R. Leoncavallo." - Ruggero Leoncavallo (1854-1919), italienischer Komponist, wichtiger Vertreter des Verismo. Seine Oper "I Medici" wurde vom italienischen Verlag Ricordi 1888 in Auftrag gegeben und sollte Teil einer Trilogie über die Geschichte Italiens von der Zeit des Lorenzo Il Magnifico bis zu Cesare Borgia sein. Die Arbeit an der Oper unterbrach Leoncavallo 1891, um, angeregt durch den immensen Erfolg von Mascagnis "Cavalleria rusticana" 1890, sein veristisches Meisterwerk "I Pagliacci" zu schreiben, das mit großem Erfolg 1892 uraufgeführt wurde. "I Medici" wurden 1893 in Mailand uraufgeführt und bald darauf in Berlin gegeben. Die deutsche Kritik verurteilte zwar das Stück ("...hat dazu eine Musik zusammengeschrieben, von der man selbst im Circus nicht die Ohren nur, nein, auch die Nase sich zuhalten würde", Maximilian Harden in "Die Zukunft"), aber Kaiser Wilhelm II. war begeistert und beauftragte Leoncavallo mit der Hohenzollern-Oper "Der Roland von Berlin", die 1904 in Berlin uraufgeführt wurde.